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Zeitreisen beim Minigolf

Erwachsensein ist so eine Sache. Klar fühlt es sich gut an, am Ende des Monats die Miete bezahlen zu können und trotzdem noch was übrig zu haben. Nicht mehr von Nudeln mit Ketchup zu leben, Freunde auch mal zum Essen einzuladen. Man ist stolz, wenn man Verantwortung übernehmen darf, in einem tollen Job, für einen lieben Menschen. Man richtet sich ein, kauft sich schöne Möbelstücke, denkt erstmal nicht mehr an Umzug, Auszug, fremde Städte, neue Gesichter, man kommt zur Ruhe und kuschelt sich in das Gefühl des Angekommenseins.

Und wie man dann dort so sitzt, eingerichtet, angekommen, groß, stark, erwachsen, überkommt es einen: Noch einmal Kind sein dürfen! Neugierig, unbefangen und freundlich spielen, Dinge bauen, einfach um des Bauens willen, Sandburgen, Steinschleudern, Baumhäuser, egal, ob die morgen nun noch gehen, stehen, funktionieren. Wenn Lola und Emma mal so einen Tag erwischen, oder so ein Tag die beiden erwischt, dann ist es Zeit für eine Runde Minigolf! Am liebsten auf der Minigolfanlage am Insulaner in Schöneberg.

Die Sonne scheint über dem Insulaner-Park, die roten Langnese-Schirme sehen aus wie übergroße Blumen und dort im Schatten sitzen Lola und Emma und klingen wie die absoluten Minigolf-Profis: „Hm, naja, bei der dritten Bahn würd‘ ich halt außen kurz nach Plattenstoß anspielen, dann kommt der Ball im Vorlauf. Oder was meinst du?“ Lola blinzelt in die Sonne und zieht ihre Cap ein bisschen tiefer. „Ja, macht Sinn so. Aber pass‘ bloß auf, beim Mittelhügel zieh‘ ich dich ab!“ Emma lacht. Das will sie sehen.



Jetzt ist Emmas Ehrgeiz geweckt und sie geht vor der ersten Bahn in die Hocke, ist ja eine Betonbahn, da ist die Oberfläche also nie komplett glatt und ein genauerer Blick lohnt sich. „Hier geht’s ein bisschen hoch, da sollte man also die Schlagstärke anpassen,“ fachsimpelt sie. Mit zwei Schlägen ist der Ball dann im Loch. Emma grinst. Das muss Lola erstmal nachmachen. Lola stellt sich an den Anfang der Bahn, visiert ihr Ziel an, holt aus, der Schläger trifft den Ball, der Ball rollt, rollt gerade auf das Loch zu, wird langsamer, noch ein paar Zentimeter, der Ball fällt ins Loch. Ein Schlag, Emma ist baff. Am Ende steht es dann 49 zu 61 für Lola, nicht schlecht für eine 18-Loch-Partie.



Die beiden haben um nichts gewettet und so laden sie sich gegenseitig zum Eis ein und reden noch ein bisschen übers Älterwerden. Lola und Emma finden nicht, dass man zu alt sein kann für Minigolf. Dass man generell zu alt für irgendetwas sein kann. Pfützenhüpfen, Spaghettieis mit Erdbeersoße, freihändig mit dem Rad den Hang runterfahren und sich vorstellen, dass man ein Superheld ist, Gänseblümchenketten, Kaugummiblasen, einen Liebesbrief schreiben und ihn in seinem tiefsten größten Pappkarton verstecken, auf Zäunen balancieren, ein Lied pfeifen und sich einfach mal frei von all dem machen, an das wir sonst so fest glauben. Und deshalb sind sie auch so gern bei Gemma.



Da haben sie bei jedem Treffen wieder diese Aufregung im Bauch und das Klopfen in der Brust, wie Teenies, wenn sie ihren Schwarm auf dem Pausenhof sehen. Für jemanden zu schwärmen ist einfach ein verdammt gutes Gefühl. Flirten, Händchenhalten, einen lieben Kuss auf die Nasenspitze, das ist schön, egal, ob man nun 15, 25 oder 55 ist. Und Minigolf muss man dafür auch gar nicht spielen! Einfach auf ein Date mit einem der Girls gehen reicht total.

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